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in der Nähe: |
Daniel Libeskind
Land Berlin
1991 - 1999
Lindenstr. 14
U1,6,14 Hallesches Tor, Bus 129
siehe Exkursionen |
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Jüdisches
Museum
Quelle:KEIN
ORT AN SEINER STELLE, Libeskind
"Berlin, eine Stadt, in der
ich gearbeitet habe und die ich seit mehr als zehn Jahren bewundere, ist mir ein Zuhause
geworden. In dieser Zeit habe ich an etlichen Wettbewerben teilgenommen und Vorschläge
entwickelt, die mich nicht nur in die Problemzonen der Architektur- und
Stadtplanungsexperten einführten, sondern in den umfassenden politischen und ethischen
Kontext Berliner Lebens überhaupt. Das anhaltende Engagement gegenüber den komplexen
Fragen zur Geschichte und Zukunft Berlins ermöglichte mir, in das innere Gefüge Berlins
vorzudringen und die enorme kulturelle Vielfalt, die Intensität der Menschen und die
Schönheit der Stadt wahrzunehmen.
(...)
Das Berlin genannte Projekt ist nicht nur den jetzt lebenden Berlinern gegenüber
verantwortlich, sondern auch all jenen (...) die nicht mehr da da sind und nicht mehr zu
einer anderen Sichtweise der Stadt beitragen können. Wichtig ist, die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen keinesfalls zu simulieren oder zu banalisieren. Die wahre Aufgabe besteht in einer Architektur für eine neue Zeit; eine Zeit, in der die demokratischen Werte, eine Ethik der Toleranz und die Notwendigkeit, das in Berlin reflektierte Erbe der Menschheit zu bewahren und weiterzugeben, gestärkt werden muß." |
Entwurf |
Quelle:
BAUWELT BERLIN ANNUAL 1997
"(...) er habe den Bau als "Emblem",
als sinnbildliches Zeichen" konzipiert. "Das Museum soll um eine Leere herum
aufgebaut werden, die sich im Gebäude ausbreitet." "Von jüdischer Präsenz in
Berlin sei nur wenig geblieben", schreibt Libeskind, "nur kleine Gegenstände,
Dokumente, Archivmaterialien, die eher eine Abwesenheit als eine Präsenz
heraufbeschwören. Deshalb dachte ich, daß diese Leere, die sich ja mitten durch die
zeitgenössische Kultur Berlins zieht, sichtbar und zugänglich gemacht werden
sollte."
Libeskind faßt die Leere und legt sie bloß, in vier sogenannten "Voids", die
gleich zugemauerten Lichtschächten die Etagen von der Kellersohle bis zum Dach
durchstoßen und weder betreten noch bespielt, nur in schmalen Tunneln überquert werden
können. Die eingehauste, eingekapselte Leere verweist in beunruhigender Schlichtheit auf
etwas Abwesendes - auf die Abwesenheit von Bedeutungen und Bezügen nach der Vernichtung
der jüdisch-berlinischen Kultur."
Im fensterlosen Sockelgeschoß soll nach den bisherigen Planungen die düsterste Epoche
der jüdisch berlinischen Geschichte dargestellt werden, die Zeit zwischen 1933 und 1945.
Hier unten kreuzen zwei Linien die leicht ansteigende Hauptachse des Gebäudes: zum einen
die sogenannten Achse des "Holocaust", achtundvierzig Meter lang, die in
Bildern, Zeugnissen und Dokumenten den Weg von den Deportationsbahnhöfen bis in die
Vernichtungslager nachzeichnen könnte. Sie endet in einem leeren Turm, einem nackten
Hohlraum von zerstörender Wucht. (...)
Die zweite Linien in dem mehrfach gebrochenen, fragmentierten Raumkontinuum ist die
zweiundfünfzig Meter lange "Achse des Exils". Sie ist der Flucht aus Berlin
nach Jerusalem, Hollywood, Shanghai, nach überallhin gewidmet und führt hinaus in den
"E.T.A. Hoffmann-Garten, in ein schräg liegendes Areal mit neunundvierzig
Betonsteelen, die aus der Vertikale fallen und aus denen Krüppeleichen emporwachsen. Der
aufgeworfene Hain aus Stein soll nicht allein an den Dichter und Juristen E.T.A. Hoffmann
erinnern (...).Libeskind will vielmehr in dem geometrischen Garten, der leicht aus der
gewohnten Horizontalen gekippt ist, die Irritationen des Emigrantenschicksals körperlich
nachvollziehbar machen: "Alles scheint perfekt, geordnet. Aber wenn Sie hier
herumlaufen, dann merken Sie, wie schwierig die Orientierung ist. Alles steht irgendwie
auf dem Kopf". Solcherlei metaphorische, gleichwohl eingängige Überhöhung macht,
wie das allegorische Programm der architektonischen Plastik insgesamt, den Baukörper zum
Gedächtnisort für die vertriebenen, ermordeten und ungeborenen Juden Berlins. Und damit
letztlich, ohne daß dies je klar ausgesprochen wurde, zu einem, wenn nicht dem
Holocaustmahnmal in der Bundeshauptstadt." |
Details |
Angaben folgen in Kürze
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Bauschild |
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Projektleitung |
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Architekten |
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Tragwerksplanung |
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Haustechnik |
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Fassadenberatung |
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Literatur |
Kein Ort an seiner Stelle
Daniel Libeskind
Schriften zur Architektur -
Visionen zu Berlin
247 Seiten, Taschenbuch, 25 Abb.,
DM 28,-
ISBN 3-7643-5604-9
deutsch oder englisch
>> Rezension
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Kommentare und Berichte
Resonanzen in der Leere
Das unvollkommene Meisterwerk:
Warum man Daniel Libeskinds Jüdisches Museum besser abreißen sollte:
John Czaplicka in der Berliner Zeitung vom 23.01.1999
Ist das ein Museum? Nein. Oder vielmehr, wenn es ein
Museum ist, dann ist Libeskind da ein Fehler unterlaufen, wenn auch ein schöner...
Das Andere der Architektur:
Daniel Libeskind, Architekt am Ende der Architektur
TANAKA Jun
Diese Arbeit behandelt die Projekte vom Architekten Daniel Libeskind, besonders seine
Architekturzeichnung und sein Projekt für das Jüdische Museum in Berlin. Er ist einer
der sogenannten "dekonstruktivistischen" Architekten. Meine Analyse behandelt
seine eigenen Begriffe über die Architektur, nämlich das "Andere" und das
"Ende" der Architektur. Zum Schluß versuche ich, diese Begriffe mit dem Thema
"Chaos" zu verbinden.
>>
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Das Museum der Zukunft
Daniel Libeskind, der Architekt des Jüdischen Museums in Berlin, erläutert seinen
dramatischen Bau und kritisiert die jüngsten Pläne für das Holocaust-Mahnmal - ein
Interview.
VON IRMELA SPELSBERG
TAGESSPIEGEL: Herr Libeskind, im Laufe einer
jahrelangen Debatte wurde aus dem "Jüdischen Museum im Berlin-Museum" ein
"Jüdisches Museum Berlin", das seit Anfang dieses Jahres als selbständige
Stiftung öffentlichen Rechts arbeitet. Hat Ihre Museumsarchitektur diese Emanzipation
befördert?
LIBESKIND: Von Anfang an war ich überzeugt, daß es nicht möglich wäre, die jüdische
Geschichte zu betrachten ohne den Blick auf die tiefe Verflechtung mit der Stadt Berlin
und schließlich der tragischen Trennung von ihr. Noch als das Museum "Jüdische
Abteilung" genannt wurde, dachte ich, daß diese Geschichte nicht abgespalten und
gleichsam auf einer Sonderfläche "in Quarantäne" gehalten werden könnte, weil
es doch um alle Dimensionen jüdischer Geschichte in diesem Lande geht. Juden waren nicht
eine "ethnographische Minderheit", sondern sie waren in den Künsten und
Wissenschaften und im Handel voll präsent und aktiv. (...)
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